Reviews Quartet

„Kühne Balladen, hartnäckige Bässe„

Manuel Stangorra, Wormser Zeitung, 02. Juli 2012

Anne-Hartkamp-Quartett spielt in Anhäuser Mühle selbst komponierte Songs

Sie kam, sang und siegte. Und das alles im traumhaften historischen Ambiente der Anhäuser Mühle in Monsheim. Auf Einladung der Jazzinitiative BlueNite, des Jazzclubs Rheinhessen und der Verbandsgemeinde Monsheim spielte das verblüffend variationsreiche Anne-Hartkamp-Quartett größtenteils von Anne Hartkamp selbst komponierten Songs. Der Abend hielt, was er versprach: Das Wetter blieb stabil und die Musik regte den Appetit an, auf eine weitere Beschäftigung mit dieser exotischen Künstlerin, die ihre Stimme wie eine Nachtigall aufbrausen ließ.

Minimalistischer Einstieg

Minimalistisch der Einstieg: Aus einem ganz simplen Klipp-Klapp-Motiv, vorgestellt am Piano (hinreißend: Thomas Rückert), entwickelte sich schleichend erst unter Hinzunahme des Kontrabasses (perfekt: Andre Nendza), dann des Schlagzeugs (fleißig: Oliver Rehmann) eine butterweiche Schiene, die mehr und mehr den anvisierten Funk-Beat ansteuerte, den Frontfrau Anne Hartkamp sich zurechtgelegt hatte. Exzellent gefielen da die weichen Hiebe auf die Trommelfelle des Drummers, der bereits in seiner Jugend bei „Jugend jazzt“ Preise abräumte. Auch im nächsten Song „Quinten“ ging die Post ab: Stimme und Piano setzten da an zu einer atemberaubenden Einführung. Später flippte Hartkamp mächtig rum und demonstrierte ihre grandiosen Tanzkünste, wobei Rehmanns Beat die Basis abgab, auf die Nendza seinen stets flexiblen Walking Bass stülpte. Thomas Rückert fabulierte dazu mit ungeteilter Lust.

Dass Anne Hartkamp auch eine geschickte und souveräne Moderatorin ihres eigenen Auftritts war, konnte das rund 100-köpfige, aufmerksame Auditorium rasch registrieren. Und wandlungsfähig war sie noch dazu. „Paper Bird“ zuckelte im tragenden Piano dahin und gabt sich geheimnisvoll, wobei die Sängerin ihrer Kehle ganz ungewöhnliche Laute entschlüpfen ließ, die mit dem improvisierten Diskant im Piano glücklich korrelierten. Märchenhaft-magisch war das. Das hatte schon Qualitäten wie die Moderne Musik von Luigi Nono, Wolfgang Rihm oder Olivier Messiaen, der auch so gern Vogelstimmen imitierte.

„The Moon a Sphere“ kam daher wie ein inspirierendes Indianer Poem. Stimme und Kontrabass starteten spartanisch und plötzlich reckten sich die Hälse des Publikums.

Knisternde Aura

Die knisternde Aura dabei erzeugte Drummer Oliver Rehmann, während das einfallsreiche Klavierspiel von Thomas Rückert die Bestnote verdiente. Sein unter anderem in New York geschulter Stil hatte etwas Idiomatisches. Der Jazz-Dozent aus Osnabrück traf nicht nur die Tasten, sondern formte mit seinen schillernden Einlagen den Charakter der Lieder. Ebenso fiel positiv ins Gewicht, dass das Anne-Hartkamp-Quartett auf die überzeugende Tontechnik von Jonas Bauer aus Worms setzen konnte. Der Titel „As Yet“ mischte heiter-abgedreht noch einmal kräftig auf, ehe es in die Pause in dieser lauen Sommernacht ging. Insbesondere der Mann am Drumset legte einen Zahn zu und fuhr zu hartnäckigen Bässen am Klavier das große Ding auf.

Mit „Deep“ bezeichnete die Interpretin ihre harmonisch kühn gefasste Ballade, die sie in sich ruhend, getragen und mit Klasse rüberbrachte. Der „Green Song“ war wiederum sehr auf die Protagonistin geeicht, die sich ganz in ihrem Element darstellte, abseits aller sangbaren Pfade improvisierte und nun zur Frau, mit der man Pferde stiehlt, mutierte. Wie toll inspiriert auch „Run Easy“ schnurrte, zeigte, wie professionell die Band arbeitete. Höhepunkt war vielleicht „It’ll All come Right“, wo der Pianist noch ein letztes Mal das Publikum berührte.

Quartet

Magnolia

Dear Bill